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Stress & Gehirn

Aktualisiert: 1. Feb. 2022

Hallo ihr Lieben – auf Instagram habe ich es ja schon angekündigt… ich werde das ganze Blogthema jetzt etwas systematischer angehen. Alle zwei Wochen wird ein neuer Beitrag erscheinen. In der nächsten Zeit möchte ich vor allem einmal die physiologischen Grundlagen des Stressthemas aufzeigen. Denn…

... nahezu alle Bereiche des Körpers können durch chronischen (also lang anhaltenden) Stress entgleisen.

Den Startschuss macht heute der erste Bereich und das Thema: „Stress und Gehirn“.

Kapitel dieses Beitrags:

  • Die Rolle des Gehirns in unserem Körper

  • Gehirnareale, die an der Stressreaktion beteiligt sind

  • Neurogenese und Neuroplastizität – zwei essentielle Funktionen in unserem Gehirn

  • Was passiert bei einer Stressreaktion genau im Gehirn

  • Was können wir nun aber dagegen tun? Wie können wir’s bemerken?

Chronischer Stress kann unsere Gehirnaktivität massiv beeinflussen und Gedächtnis-und Konzentrationsprobleme verursachen.


Was da genau passiert und was man dagegen tun kann, sind die Inhalte dieses Artikels.

Doch bevor ich darauf eingehe, was Stress in unserem Gehirn eigentlich bewirkt, gibt es da ein paar Dinge, die jeder über unsere zentrale Schaltstelle im Körper wissen sollte:


Die Rolle des Gehirns in unserem Körper:

In unseren Körper gibt es verschiedene Systeme, die getrennt betrachtet werden können, aber auch Hand in Hand greifen müssen um zu funktionieren. Z.B.: Stoffwechsel, Immunsystem, Verdauungssystem, Nervensystem und Hormonsystem uvm..


Diese Systeme sind alle vernetzt und direkt oder indirekt voneinander abhängig.

Unser Gehirn ist Teil eines solchen Systems - nämlich Teil des Nervensystems.


Das Nervensystem ist unsere Kommunikationsabteilung im Körper. Mithilfe der Informationsweitergabe des Nervensystems, werden alle weiteren Systeme und Vorgänge werden dadruch in unserem Körper gesteuert.


Unser Gehirn ist mit dem Rückenmark der zentrale Teil dieser Kommunikationsabteilung = Gehirn und Rückenmark bilden das sogenannte zentrale Nervensystem.


Von dieser Zentrale aus gehen unzählige Nerven in die Peripherie unseres Körpers, also in alle unsere anderen Bereiche im Körper. Dazu zählen unsere Hirnnerven, alle Nerven die aus dem Rückenmark führen und unseren ganzen Körper samt Gliedmaßen durchziehen =

peripheres Nervensystem.

Leider ist das noch nicht alles, denn es gibt noch eine weitere Unterscheidung unseres Nervensystems, die sehr wichtig ist!

Nämlich die in vegetatives und somatisches Nervensystem.


Beim Vegetativen brauchen wir das zentrale UND periphere Nervensystem, um die Informationen unserer inneren Organe zu empfangen oder auch dorthin weiterzugeben (Herzschlag, Verdauung, Atmung). Die Prozesse des vegetativen NS (Abk. für Nervensystem) passieren unbewusst, das heißt wir steuern sie nicht willentlich.


Und beim somatischen NS brauchen wir wieder das zentrale UND das periphere Nervensystem um die Informationen von außen, von unseren Sinnen aufzunehmen, aber auch um konkrete, willkürliche Handlungen einzuleiten und an unsere Muskeln Befehle weiterzuleiten.


In beiden Fällen fließen die Informationen außerdem in BEIDE Richtungen. Also vom jeweiligen Organ zum Hirn und vom Hirn wieder retour zum jeweiligen Organ. Reactio - Actio. Das sind unglaublich viele Regelkreise, die sich so auf im dauernden Informationsaustausch aufeinander abstimmen.


Zur Wiederholung - unser Gehirn ist Teil vom zentralen Nervensystem. Von dort werden die Informationen über das periphere Nervensystem zum vegetativen und somatischen weitergeleitet.


Und um das Ganze noch ein bisschen komplizierter zu machen – gibt es noch zwei Modi des vegetativen Nervensystems. Also des Systems, das Informationen und Befehle an unsere inneren Organe, Drüsen und in weiterer Folge auch an unser Hormonsystem weiterleitet.


Den sympathischen Modus (Sympathikus = Stress- und Arbeitsmodus) und den parasympathischen Modus (Parasympathikus = Entspannungs- und Regerationsmodus). Aber dazu ein andermal mehr.


Folgende Gehirnareale sind an der Stressreaktion beteiligt:

Neokortex (Großhirn oder Hirnrinde):


Der Neokortex - unsere Hirnrinde ist der „jüngste“ Teil des menschlichen Gehirns und auch der am weitesten entwickelte. Er ist für unsere bewusste Wahrnehmung und alle kognitiven Prozesse zuständig, er ist gewissermaßen unser „Denkhirn“.


Zum Großhirn gehören allerdings auch tiefer gelegene Strukturen wie zum Beispiel der Hippocampus, der die Überführung von Gedächtnisinhalten vom Kurzzeitgedächtnis zum Langzeitgedächtnis sicherstellt. Schädigungen des Hippocampus können also dazu führen, dass wir uns nichts Neues mehr merken können.


Limbisches System (Zwischenhirn):


Das Limbische System stellt die Verbindung zwischen Kortex und älteren, tiefer gelegenen Hirnregionen (Hirnstamm) her.

Wichtige Teile des Limbischen Systems sind der Thalamus, Hypothalamus u. Hypophyse und die Amygdala. Das Limbische System könnte man auch als „Eingeweiden-oder Gefühlshirn“ bezeichnen.


Der Thalamus ist der Vermittler sensorischer und motorischer Signale zum und vom Großhirn.

Bei ihm laufen alle Informationen der Sinnesorgane zusammen und werden weiter vermittelt.


Der Hypothalamus steuert zahlreiche körperliche und psychische Lebensvorgänge und wird selbst teils neuronal über das vegetative Nervensystem, teils hormonell über den Blutweg gesteuert.

Hypothalamus und Hypophyse (wichtige Hormondrüse des Körpers) sind das zentrale Bindeglied zwischen dem Hormon- und dem Nervensystem.


Die Amygdala, die in der obigen Grafik zu sehen ist, ist die wichtigste Struktur, was das Thema Stress angeht. Sie ist zentral für die Verarbeitung von Gefühlen, insbesondere Angst und Furcht. Umweltinformationen werden von der Amygdala daraufhin überprüft, ob sie für uns gefährlich sind oder nicht.


Die Bereiche des Zwischenhirns sind außerdem noch beteiligt an der Schlaf-Wach-Steuerung, Schmerzempfindung und Temperaturregulation.


Hirnstamm:


Der Hirnstamm ist unser „ältester“ Teil des Gehirns. Es wird auch als Reptiliengehirn bezeichnet. Hier werden u.a. die willkürliche und die unwillkürliche Motorik gesteuert.


Für die Stressreaktion ist der Locus coeruleus („blauer Kern“ im Übergang von Gehirn zu Rückenmark) von besonderer Bedeutung - diese Nervenzellen produzieren etwa ¾ des gesamten Noradrenalins im Gehirn. Aufsteigende Fasern erreichen, den Thalamus und Hypothalamus im Zwischenhirn, sowie den Hippocampus und die Amygdala und projizieren darüber hinaus nahezu auf den gesamten Neocortex. Absteigende Bahnen ziehen zu verschiedenen Kernen im unteren Hirnstamm sowie bis zu Segmenten des Rückenmarks.


Wir haben zwölf Hirnnervenpaare, die den Hirnstamm an unterschiedlichen Stellen verlassen. Für die Stressreaktion wichtig ist hier der 10. Hirnnerv, der sogenannte Nervus Vagus oder auch „Vagus-Nerv“, der in der Medualla (Übergang Rückenmark/Gehirn) entspringt und unsere inneren Organe versorgt. Er ist im Wesentlichen für die Wahrnehmung und Bewegung der vegetative Funktionen zuständig – inklusive Drüsentätigkeit und Hormonausschüttung.


Neurogenese und Neuroplastizität – zwei essentielle Funktionen in unserem Gehirn:


Neurogenese ist die Neubildung von Nervenzellen/Neuronen im Hippocampus (Lernen und Gedächtnis) und im Frontalhirn (Handlungsplanung und Bewegungssteuerung), die unser ganzes eben lang und selbst im hohen Alter noch möglich ist. Bis zu 700 neue Neuronen kann ein Erwachsener am Tag bilden. Diese frischen Neuronen warten wohin sie abkommandiert werden - in welchem Bereich wir etwas lernen wollen, eilen dorthin um zu helfen und helfen alle Bewegungsabläufe, die automatisiert werden müssen, im Kleinhirn zu verankern.

Für jeden eingesetzten? Neuron wächst sofort einer nach, so dass immer neue bereitstehen und wir quasi ununterbrochen ein Leben lang lernen können. Allerdings überleben diese nur, wenn sie gebraucht werden. Der Großteil des Nachwuchses stirbt binnen weniger Wochen nicht genutzt ab. Auch erfolgt der Nachschub nicht automatisch und gleichmäßig, sondern hängt von verschiedenen Umweltfaktoren ab. Eine dauerhafte Inanspruchnahme, Sport und richtige Ernährung steigern die Produktion der Neuronen. Alkoholkonsum und chronischer Stress hemmen sie. Hört die Neurogenese auf, warnt uns der Organismus mit einer Depression – als Symptom.


Was man beim Hanteltraining Muskelaufbau nennt, ist beim zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) die Neuroplastizität. Synapsen, Nervenzellen und ganze Hirnareale können sich, zwecks Optimierung laufender Prozesse, nutzungsabhängig in ihrer Anatomie und Funktion verändern. Wenn ein Hirnareal oft und lang aktiviert wird, führt das zu Wachstum und Restrukturierung der neuronalen Verbindungen (das Areal wird tatsächlich physisch größer) und auch die Stärke der synaptischen Übertragung verbessert sich.

Ein Beweis für die Anpassungsfähigkeit des Gehirns ist die Tatsache, dass Menschen, die nicht mehr sehen oder hören können, andere Gehirnareale, die mit der Wahrnehmung durch andere Sinne zu tun haben, stärker entwickeln und neue Synapsen im Gehirn entstehen.

Man geht heute davon aus, dass bei Depressionen eine gestörte neuronale Plastizität vorliegt. Die neuronale Plastizität beschreibt die Veränderungsfähigkeit von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzer Hirnareale.

Was passiert nun aber bei einer Stressreaktion im Gehirn?

  1. Station: Wir nehmen etwas wahr - Information an Gehirn

Die erste Station in diesem Stressschauspiel sind also unsere Sinneseindrücke und Wahrnehmungen. Mithilfe unserer Augen, Ohren, Nasen, Zunge und Haut können wir wahrnehmen, was um uns herum, im Außen, passiert. Wenn ein Bär nun vor uns stehen würde, würden unsere Augen ganz klar ein großes „Gefahren-Signal“ an unser Gehirn weiterleiten.

Ein kleiner Exkurs: Warum es mehr als fünf Sinne geben muss!

Rudolf Steiner hat in seinem Werk: „die 12 Sinne des Menschens“ unsere 5 bekannten Sinne um weitere 7 ergänzt:

  • der Lautsinn, wo wir menschliche Lautbildung erkennen ohne deren Gedankeninhalt zu verstehen

  • der Wärmesinn, der unseren Tastsinn komplettiert

  • den Bewegungssinn, wo wir unsere Bewegungen koordinieren und korrigieren können, auch Tiefensensibilität genannt

  • den Gleichgewichtsinn, merken wir sobald wir mal das Gleichgewicht verlieren

  • den Gedankensinn, wo wir gesprochenes interpretieren und die Gedanken des anderen erfassen

  • den Ich-Du-Sinn, wo wir uns als „ich“ wahrnehmen und auch Empathie für andere „ich“ spüren können

  • den Lebens-und Vitalsinn, mit dessen Hilfe wir unser Wohlbefinden wahrnehmen können, - viszerale Sensibilität, vegetatives Nervensystem

Warum erzähle ich euch das jetzt?

Weil wir mit unseren klassischen 5 Sinnen nur Gefahren im Äußeren wahrnehmen können.

Tatsächlich gibt es aber Dinge von "innen", die wir als Gefahren einstufen.

Die häufigsten Stressoren heutzutage sind mentaler und psychischer Natur und kommen von/aus uns selbst. Das heißt es muss auch IN unserem Körper auch Rezeptoren geben, die diese Stressoren erkennen und an unser Gehirn weiterleiten. Diese Dinge würde der Rudolf Steiner mit seinem Konzept und beispielsweise dem „Gedanken-", oder dem "Lebens-und Vitalsinn“ abdecken.


Aber wieder zurück zum Thema:

Zur Wiederholung: Stress haben wir immer, wenn wir Angst haben, in welcher Form auch immer. Wenn wir das Gefühl haben eine Situation übersteigt, subjektiv, unsere körperlichen, mentalen oder emotionalen Ressourcen; wenn wir uns Bedroht fühlen, wenn wir das Gefühl haben gefangen zu sein oder in unserer Freiheit eingesperrt zu sein.


Im klassischen Beispiel würde ich jetzt einen Bären oder Säbelzahntiger hernehmen, vor dem wir uns fürchten, aber ich möchte hier etwas Zeit-und Kulturgemäßes finden, um unsere Stressreaktion anhand eines Beispiels zu erklären.


Nehmen wir einfach einen Angestellt her, der nun aufgrund von den Corona-Auswirkungen Angst um seinen Arbeitsplatz hat.


In der 1. Station werden die Informationen unserer Sinne im Gehirn, genauer im Thalamus erfasst. Der Thalamus ist der Vermittler sensorischer und motorischer Signale zum und vom Großhirn. Bei ihm laufen alle Informationen der Sinnesorgane zusammen und werden gefiltert, komprimiert und weiter vermittelt.


In unserem Beispiel hat unser Angestellter in der Kantine, ein auditives Signal erfasst. Er hat ein Gespräch am Nachbartisch mitbekommen, worüber sich die Geschäftsführung über eine Kündigungswelle unterhalten hat.

„Stress entsteht im Kopf. Das Gehirn entscheidet, ob der Körper reagieren wird oder nicht“.

2. Station: Wir bewerten die Wahrnehmung als Gefahr


Das geschieht bei der 2. Station in unserem Großhirn. Die vorselektierten Informationen werden vom Thalamus an den Neokortex (Analytiker) weitergeleitet.


Der Neokortex prüft, wägt ab und trifft schließlich eine Entscheidung, ob die eingehenden Infos für uns eine Gefahr darstellen.


Wenn ja werden die Info’s blitzschnell und ohne Umweg direkt zur Amygdalae (oder unsere Mandelkerne, zwei – eine Amygdala für jede Gehirnhälfte) weitergeleitet, welche dafür verantwortlich sind unseren gesamten Organismus zu alarmieren und in den Schutz- oder Angriffsmodus zu transformieren. Das ist dann unsere 3. Station: Gefahr - Körper wird transformiert (bekommt Superkräfte).


Im Falle unseres Angestellten ist das ganz klar eine Gefahr. Schließlich hat er eine Familie und einen Kredit, den er zurückzahlen muss. Vielleicht ist es für ihn selbst nicht mal so offensichtlich, vielleicht gibt es sich auch unbewusst cool, um die Situation zu verdrängen oder nicht an sich heran zu lassen.


Ganz egal, was er jetzt vielleicht bewusst/unbewusst denkt, er fühlt sich unsicher in seiner Firma, er fühlt sich gefangen, weil er keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Geschäftsführung nehmen kann. Und auch wenn er es nicht zugeben will, er hat Angst. Angst vor der Zukunft. Sein Körper ist bereits schon längst im Notfallsmodus. Obwohl er so im Alltag nicht wirklich viel davon spürt.


Wieder ein kleiner Exkurs:

In den wenigsten Fällen können wir bewusst entscheiden, ob wir hier Stress haben werden oder nicht. Das sind Vorgänge, die in kürzester Zeit vollautomatisch erfolgen. Unser Neokortex kann auf unseren gesamten Erfahrungsschatz zurückgreifen, auf alle einprägsamen, schlimmen und persönlichen Erfahrungen unseres Lebens. Auf alle Ängst, die wir in unserem Unterbewusstsein so vergraben haben oder auch nur auf uns übertragen wurden. Auf Dinge und Vorfälle in unser Kindheit, an die wir uns überhaupt nicht mehr bewusst erinnern können. Und vor allem an alle Traumatas, die sich regelrecht in unser Gehirn eingebrannt haben und mit einem Stressor verknüpft sind.


Das heißt wir kommen in den meisten Fällen gar nicht dazu, bewusst darüber nachzudenken und die Situation aktiv zu bewerten. Unser Kortex hat hier schon längst ähnliche Situation aus unserem Gedächtnis herausgefischt und sie mit einandervergleichen.


Die Arbeit unsere Neokortex können wir nicht bewusst steuern, aber was wir bewusst tun können, ist es gezielt neue, positive Erfahrungen zu machen, auf die unser Neokortex dann auch zurückgreifen kann!


Die Amygdala, der Mittelpunkt unseres Gefahrenabwehrsystems und unsere Angstzentrale im Gehirn, hat sogar die Macht bei ganz bestimmten Gefahrensignalen (z.B. ein plötzlicher Schuss, ein Knall, wenn etwas blitzschnell auf uns zu fliegt, sticht uns oder riecht nach Feuer) den analytisch denkenden Neokortex komplett zu übergehen und sofort in den Schutz- oder Angriffsmodus zu wechseln. Ohne etwas dagegen tun zu können, reagieren wir oftmals mit einem Abwehrreflex oder erstarren für einen Moment. Dafür ist die Amydala mit ihrem ausgeschütteten Neurotransmitter (Botenstoff) Glutamat verantwortlich.


Und damit beginnt die 3. Station: Gefahr - Körper wird transformiert (bekommt Superkräfte).


Dieser Botenstoff (das menschliche Glutamat) aktiviert den Locus coeruleus (Blauen Kern) im Hirnstamm und wird mit einer Freisetzung von Noradrenalin als Transmitter beantwortet, der verschiedene andere Hirnregionen erreicht und breit gestreut, weite Teile des Hirns erfasst.


Mithilfe des Noradrenalins wird der Sympathikus, der „Stress“-Zustand unseres vegetativen Nervensystems, aktiviert. Der Sympathikus befiehlt unserer Nebenniere Unmengen an Adrenalin zu produzieren, welches unseren Körper auf Hochleistung trimmt und in den Kampf-oder Flucht-Modus versetzt und uns in diesem Moment Superkräfte beschert.

Es sorgt für eine Leistungssteigerung des Herzens, für die Weitstellung der Bronchien, eine Erhöhung des Glukosestoffwechsels und für Veränderungen in unserem Gefäßsystem, damit unsere Arbeitsmuskulatur ausreichend Energie und sauerstoffreiches Blut bekommt und unser Körper performen kann.


Alle nicht erforderlichen Funktionen, wie Verdauung und Aktivitäten der Fortpflanzungsorgane werden heruntergefahren, um mehr Energie für den Kampf oder die Flucht bereitstellen zu können.


Der gesamte Vorgang bis hierher wird auch als 1. Stressachse oder „Sympathikus-Nebennieren-Achse“ bezeichnet. Die Informationen werden schneller übertragen, denn er läuft in erster Linie über unser Nervensystem und soll uns "nur" so schnell wie möglich in diesen Kampf-oder Flucht-Modus bringen.


Bei der 2. Stressachse wendet sich die Amygdala an den Hypothalamus. Dieser Weg läuft auf hormonellen Weg über unsere Blutbahnen. Die Informationen werden wesentlich langsamer übertragen, dauern dafür aber auch viel länger an. Diese 2. Stressachse sorgt dafür, dass wir unseren Hochleistungsmodus länger auftrecht erhalten können.


Was passiert hier genau: Nach dem sich die Amaydala an den Hypothalamus gewendet hat, produziert dieser ADH und CRH, zwei Hormone die die Hypophyse in Schwung bringen sollen. Die Hypophyse produziert das Hormon ACTH, das auf die Nebennierenrinde zielt und die Cortisolausschüttung stimulieren soll.


Das Cortisol ist das wichtigste Stresshormon und gehört zur Gruppe der Glucocortioide. Und wie der Name schon so schön sagt, wandelt es unter anderem Aminosäuren in Glukose um, um genügend Energie für die Muskulatur zur Verfügung stellen können. Außerdem hält es unser Immunsystem in Schach, damit es bei Entzündungen nicht überreagiert. Es dämpft unser Immunsystem sozusagen.


Wenn wir uns dann dem Kampf stellten, flüchten konnten oder der Stressor von allein wieder verschwand – wichtig ist hier, dass er verschwindet – dann wird das Cortisol langsam aus unserem Blutkreislauf wieder entfernt und unser Körper findet wieder von ganz allein in den Normalzustand zurück.


Wichtig dabei ist, dass auf kurze Zeiten der Anspannung – lange Zeiten der Entspannung folgen müssen.

Denn das ist der normale Ablauf einer Stressreaktion mit der unser Organismus gut umgehen kann.


Problematisch wird es allerdings, wenn der Stressor nicht so einfach weggeht, wenn wir dauernd im Stress sind und keine wirklichen Entspannungspausen stattfinden. Dann kommt es zu den Vorgängen, die gesundheitsschädigend und gefährlich für unseren Organismus werden.


Im Falle unseres Angestellten ist genau das der Fall. Vor seinem Stressor – der Angst gefeuert zu werden, kann er nur schwer flüchten oder versuchen gegen die jetzige Situation anzukämpfen. Das wird wenig bringen. Der Stressor wird nicht so schnell verschwinden.


Und wenn das der Fall ist, übernimmt die Amygdala komplett die Kontrolle über unseren Organismus. Unser Neokortex (bewusster Verstand) hat keine Chance mehr mitzureden.

Es wird unablässig Cortisol ausgeschüttet.


Ein erhöhter Blutzuckerspiegel, erhöhter Bluthochdruck, Zerstörung von muskulären Gewebe, Unfruchtbarkeit, Wachstumshemmung, Hemmung von Immun-und Entzündungsreaktionen sowie Diabetes sind die möglichen Folgen.


Und auch in unserem Gehirn hat das Cortisol eine auf Dauer schädigende Wirkung.

Am meisten betroffen ist hier unser Hippocampus. Der Teil unseres Gehirns, der wichtige Aufgaben für das Lernen und Gedächtnis erfüllt. Der Hippocampus hat spezielle Rezeptoren für das Cortisol, an denen er andocken kann, damit die Informationsübertragung schnell und reibungslos verläuft. Bei einer dauernden und übermässigen Cortisolausschüttung wird der Hippocampus allerdings in seiner Aktivität heruntergesetzt und blockiert. Es kommt zum Untergang neuronaler Verknüpfungen. Es kommt zu Konzentrations-und Gedächtnisproblemen. Und wenn der Stress jahrelang anhält sogar zu irreversible Schäden. Unser Gehirn verhält sich ähnlich wie unsere Muskeln – nützen wir sie nicht, verkümmern sie.


Die Neurogense hört auf. Der Hippocampus wird tatsächlich physisch kleiner und schwere Depressionen können die Folge sein.

Chronischer Stress kann unser Gehirn also massiv beeinflussen und unsere Gehirnaktivitäten lähmen.

Was können wir nun aber dagegen tun? Wie können wir’s bemerken?

Das Erste was wir tun können, ist wieder lernen zu spüren, wann unser Körper im Stress ist!


Wir sind in diese schnelllebige Welt hineingeboren, wir wurden mit Stress sozusagen aufgezogen. Wir empfinden die Dauerbefeuerung der Alltagsstressoren als normal.

Wir finden es normal, wenn wir einmal nicht durchschlafen können, Nackenschmerzen haben, Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben.


Wir haben uns schon so sehr an eine leichte dauernde Stressreaktion in unserem Körper gewöhnt, dass wir eigentlich nur mehr Eingreifen können, wenn sich bereits die ersten Symptome von chronischem Stress zeigen.


Wir sollten unser Körperbewusstsein wieder mehr schulen, wieder lernen wann es wichtig ist auf unseren Körper zu hören, damit wir eher Bescheid wissen, wann wir wieder „a bissl“ vom Gas runter müssen.


Ich denke es ist wichtig, dass man einmal über diese Vorgänge Bescheid weiß.

Denn dann versteht man, dass diese Anzeichen wie: Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme, depressive Verstimmungen, alle einen Sinn haben!


Es sind Anzeichen für uns, dass unser Körper im Stress ist.

Es sind Anzeichen dafür, dass wir das Gefühl haben eine Situation übersteigt, subjektiv, unsere körperlichen, mentalen oder emotionalen Ressourcen oder Anzeichen dafür, dass wir das Gefühl haben gefangen zu sein oder in unserer Freiheit eingesperrt zu sein!

Es lohnt sich da wirklich einmal hinzuschauen und das Problem so an der Wurzel zu bekämpfen.

Wenn man nun schnell eine Lösung braucht und funktionieren muss, gibt es hier drei sehr wirksame Mittel. Und die sind so banal und niederschwellig, dass viele Leute glauben, sie können ja gar nicht helfen! Dabei sind sie hilfreicher und nachhaltiger als jede Medizin...


…. und diese 3 Mittel werde ich ausführlich im nächsten Blogpost beschreiben ;) Seid gespannt.

Ich hoffe der Artikel war interessant für dich! Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zur dahinterliegenden Literatur - schreibe mir hier gerne eine Nachricht!


Liebe Grüße und eine entspannte Zeit wünsch ich dir! ;)

Kathi Wagner

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