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Teil 1: Stress erkennen - unserer Körper und die körperliche Stressreaktion

Intro

In diesem Artikel erfährst du alles, was man wissen muss, um Stress frühzeitig zu erkennen und was in unserem Körper in einer akuten Stressreaktion passiert.


Kapitelübersicht:


Was ist Stress?

Auf unsere Biologie und unseren Körper bezogen ist Stress ist EIN Modus (einer von vielen Modi), eine bestimmte "Gangart" von unserem vegetativen Nervensystem.

(Bild: die verschiedene Modi unseres vegetativen Nervensystem)


Das vegetative Nervensystem regelt alles, was automatisch abläuft, ohne dass wir dran denken müssen. Zum Beispiel alle Funktionen unserer internen Organe u. viele interne Prozesse (z.B. Blutdruck, Stoffwechsel, Körpertemperatur etc.)


Der 10. Hirnnerv (auch Vagus-Nerv genannt – obwohl es ein ganzes Geflecht ist) ist für die Regulierung dieser Modis verantwortlich.

Dieser Nerv zieht sich vom „Pons“ Gehirnstamm runter durch unsere Wirbelsäule und kann alle unsere inneren Organe aktivieren oder deaktivieren und „Kettenreaktionen“ in unserem Körper auslösen.


Die Vagus-Nerv hat zwei grundsätzliche Modi:

  • den sympathischen (Sympathikus – Leistungs- oder auch Stressmodus) und

  • den parasympathischen (Parasympathikus – Entsapnnungs- und Regerationsmodus).


Jeder von uns hat auch ein Tool mitbekommen, um (bewusst) zwischen diesen zwei Haupt-Modis hin- und her zuschalten! Und das ist ("Trommelwirbel") - unsere #Atmung.


Unsere Atmung ist die einzige Funktion in unserem Körper, die TEIL vom vegetativen Nervensystem ist, ABER auch Teil vom willkürlichenNervensystem (das, was wir bewusst ansteuern können). Es ist unsere Schnittstelle zwischen den Dingen, auf die wir keinen Einfluss im Körper haben (z.B. Verdauung) und die Dinge, die wir bewusst steuern können (z.B. Hand heben).


Und da in unserem Körper alles miteinander verbunden ist (wie eine riesige Maschinen aus lauter kleinen ineinandergreifenden Zahnrädern) müssen sich die anderen Organe und Prozesse auch mitverändern, wenn wir BEWUSST an diesem Zahnrad „Atmung“ drehen.


Dabei geht es hauptsächlich um unsere Atemfrequenz, also das Verhältnis zwischen Einatmung und Ausatmung.


(Dadurch ändert sich unsere Sauerstoffsättigung im Blut, dadurch der PH-Wert im Blut, das alles hat Einfluss auf unsere Herzaktivität und das wiederum Einfluss auf unsere gesamten Nervensystem und die situationsbedingte Versorgung aller unserer Organe.

Das ist ein Regelmechanismus – aus dem keiner aus kann – das ist Biologie! Die ist so – es funktioniert also unweigerlich bei jedem – ABER wie schnell es funktioniert – das ist ÜBUNGSSACHE)😉


Wenn wir jetzt also länger ausatmen als einatmen (z.B. immer doppelt so lange) – dann wir der Parasympathikus aktiviert.


Wenn wir länger einatmen als ausatmen (z.B. Hyperventilieren) – dann wird der Sympathikus aktiviert.



Die körperlichen Veränderungen in einer Stressreaktion - im sympatischen Modus


Warum ist es wichtig, diese körperlichen Veränderungen zu kennen? Weil man daran besser und schneller erkennt – wenn man akuten Stress hat; wann man ZU angespannt ist und man schleunigst wieder Entspannung einleiten sollte. Und das ist wichtig. Denn je schneller wir reagieren, desto weniger passiert dabei in unserem Körper, desto weniger „setzt sich fest".


Um zu verstehen, was sich im Körper bei einer akuten Stressbelastung verändert (im sympathischen Modus) habe ich die Geschichte vom Säbelzahntiger erzählt. Unsere Stressreaktion ist im Zuge unserer Evolution irgendwann in der Steinzeit entstanden. Damals mussten wir eine Lösung finden, für Situationen, wo uns stärkere und gefährliche Raubtiere gegenüberstanden.


Dank unserem intelligenten Gehirn und Nervensystem – haben wir die gefunden. Und diese Lösung ist unser Stress – Hochleistungszustand.


Unser gesamtes System wird dabei auf Fight (Kampf) or Flight (Flucht) getrimmt.


Dafür werden einige Organe und Prozesse in unserem Körper verstärkt und höher priorisiert und andere Organe und Prozesse herabgeschraubt und weniger priorisiert.


Anders ist das leider nicht möglich, unser Körper muss mit unserer Energie und unser internen Nährstoffversorgung da sehr gut haushalten.



Das heißt alle Organe, die für den Kampf oder für die Flucht gebraucht werden könnten – arbeiten auf Hochtouren z.B.:

  • Herzschlagrate wird erhöht, die Blutgefäße zum Herz, Gehirn und zu den großen Muskelgruppen werden erweitert, damit diese besser versorgt werden.

  • Der Muskeltonus (Anspannung) erhöht sich um empfindliche innere Organe im Kampffall zu schützen.

  • Die Leber gibt so viel Zucker ins Blut ab, wie möglich, weil wir diese Energie für Kampf und Flucht brauchen – erhöhter Blutzuckerspiegel

  • Die Nebennieren und das Immunsystem arbeiten auf Hochtouren (wenn nötig bis zur Erschöpfungsgrenze), damit wir diesen Zustand so lange wie nötig aufrecht halten können.

Das heißt, dass alle Organe und Prozesse, die im Kampf- und Fluchtfall störend werden oder nicht unbedingt nötig sind – werden weniger priorisiert, weniger versorgt und vernachlässigt, z.B.:

  • Bereiche des Gehirns - vorallem im Präfrontalen Kortex, der Hippocampus (Lern-und Erinnerungszentrale) wird gehemmt, weil dieser Bereich von Haus schon viel Energie verbraucht und es im Kampf-oder Fluchtfall nicht so notwendig ist, dass wir uns an den Geburtstag von der Oma erinnern oder rechnen müssen. Viel wichtiger ist, dass wir schnell reagieren können und die Reize, ganz schnell in den Körper geleitet werden (Reaktionsfähigkeit,Tunnelblick und Sinneswahrnehmung ist erhöht).

  • Der gesamte Verdauungstrakt wird unterversorgt, die Darmbewegungen lahmgelegt – es wäre sehr unpässlich, wenn wir im Kampf- oder Fluchtfall „kacken“ müssten.

  • Die Geschlechtsorgane werden unterversorgt; weniger Sexualhormone werden ausgeschüttet – eine Fortpflanzung macht keinen Sinn, wenn unser eigenes Leben gerade „in Gefahr“ ist.

  • Alle Entgiftungs- und Regenerationsprozesse werden mal pausiert


Hier findet ihr noch eine Grafik mit der Übersicht über die Veränderung, die automatisch bei uns im Körper stattfinden, wenn der Sympathikus aktiv ist!


Die chronische Stressreaktion:

Ihr könnt euch jetzt schon vorstellen, was passiert, wenn diese akute Stressreaktion (dieser Ausnahme- und Hochleistungsmodus) chronisch wird – also über Wochen oder Monate sogar anhält, oder?


Wenn einige Blutgefäße dauerhaft verengt bleiben und einige Muskelpartien ständig angespannt sind. Wenn unserer Immunsystem über Wochen voll aktiv ist und enorm zusätzlich enorm viel Energie verbraucht. Wenn wir dadurch Heißhunger haben, aber unserer Verdauungstrakt für Wochen nicht gescheit arbeitet? Wenn unsere Entgiftung und Zellregeneration nicht mehr gescheit funktioniert und sich dadurch viele Giftstoffe (und Zellmüll) überlängeren Zeitraum ansammeln kann (und das Immunsystem dadurch zusätzlich belastet wird? Wenn unser Blutdruck und Blutzuckerspiegel dauernd erhöht ist und unsere Bauchspeicheldrüse, die Nebennieren, das Herz und das Immunsystem immer bis zur Erschöpfungsgrenze Vollgas geben müssen? Irgendwann ist auch deren Energie am Ende.


Dass dann viele chronischen Symptome und Krankheitsbilder auftreten, wird nun niemanden überraschen, nachdem man verstanden hat, was im akuten Stress im Körper passiert und was die Folge sein muss, wenn das eigene Nervensystem selten bis gar nicht im parasympatischen Modus ist. Es ist kein Wunder, dass der Urvater der Stressforschung der Dr. Hans Selye gesagt hat: "Stress ist das Syndrom des Krankseins!"


Hier findet ihr noch eine Übersicht über die häufigsten chronischen Beschwerden und Krankheiten:


Exkurs: Wenn die Dosis zu hoch war! Plus Hintergrundinfos zu Depression und Burnout


Hier möchte ich mit euch ein paar Definitionen und Kategorisierungen durchbesprechen, damit ihr euch selbst, falls ihr euch in einigen, der vorher beschriebenen Symptomen wiederfindet, ein bisschen besser einstufen könnt… wie z.B.:

  • Wann wird Stress jetzt zum „Gift“?

  • Wie lange muss er anhalten, dass er als chronisch bezeichnet werden kann?

  • Wie läuft ein Burnout ab? Wie lautet die offizielle Definition von einem Burnout?

  • Wie lautet die offizielle Definition einer Depression?

Also starten wir rein. Überall in unserem Leben "macht die Dosis das Gift!".

Und die Dosis beim Stress setzt sich zusammen aus Häufigkeit, Dauer und Intensität.

Wenn wir zu häufig viele kurze Stressepisoden haben; wenn wir zu lange in einer Stressepisode (chronischer Stress) sind oder auch nur ein einmaliges, zu intensives Stresserlebnis erfahren, dass unser Nervensystem massiv überfordert hat (Trauma) - kann zu chronischen gesundheitlichen Problemen kommen.


Von chronischem Stress spricht man, ab einer Dauer von 4 Wochen, wo man in einem ständigen Anspannungszustand ist und nie wirklich zur Ruhe kommt.


Wie hängt jetzt aber der Stress mit psychischen Erkrankungen zusammen? Wie lautet die offizielle Definition von einem Burnout und einer Depression? All diese Infos findet ihr in diesem Video.


(P.S. in der Videobeschreibung auf Youtube findet ihr noch weitere Hintergrundinfos, Links und Downloads zu diesem Thema - klicke hier)


Und weil es mir ein persönliches Anliegen ist, möchte ich auch hier meine eigene Meinung zu Antidepressiva mit euch teilen:

(Auch findet ihr in der der Videobeschreibung auf Youtube noch weitere Hintergrundinfos, Links und Downloads zu diesem Thema - klicke hier)



Outro:

Das Alles waren natürlich nicht nur positive Dinge, aber mir ist es sehr wichtig, die Priorität für dieses Thema zu erhöhen und das Jeder versteht, was die (unweigerlichen) Konsequenzen sind, wenn wir permanent im Stress leben!!


Außerdem - und das ist der Grund, warum ich all das mache - ist es euch jetzt mit diesen Infos (über die körperlichen Veränderungen in einer akuten Stressreaktion) möglich, diese bei euch selbst und anderen (z.B. auch euren Schülern, Mitarbeitern etc.) schnell zu erkennen, um dann schnellstmöglich Gegenmaßnahmen einzuleiten (diese werden im Artikel: Teil 3: Stress managen genau beschrieben).


Denn im Stresszustand können wir nicht mehr klar denken und laufen auf „Autopilot“ – aber dazu mehr im Artikel: Teil 2 - Stress verstehen - unser Gehirn und die mentale Stressreaktion).


Den ersten Step in eine gesündere Richtung hast du BEREITS getan – du hast dich entschieden, deine Gesundheitskompetenz zu erhöhen und mehr über das Stressmanagement zu lernen. 😊

Du hast (immer) die Möglichkeit etwas zu ändern!


„Ändere dich, bevor du gezwungen wirst, etwas zu verändern!“


Denn wenn man seinen Job nicht mehr machen kann, dann ist das meistens nicht mehr so fein!

Alle Symptome sind Botschaften für uns, die uns etwas sagen sollen.


Unser Körper ist ein intelligentes Meisterwerk, vergesst das nicht. Viel Intelligenter, als wir mit unserem Verstand (Anm.: alle Zellen haben ein Bewusstsein). Meistens ist im Problem (in der Krankheit) auch schon die Lösung dafür vorgesehen. Es ist auch keine chronische Krankheit, wirklich chronisch. Fast alle unsere Zellen bauen sich ständig im Hintergrund ab und wieder neu auf. Man sagt, wir haben alle 7 Jahre einen fast komplett neuen Körper. Es sind auch nicht eure Gene, die festlegen oder in Stein meißeln, welche Krankheiten ihr habt. Wir haben durch unser Leben, Verhalten, die Ernährung, unser Mindset – kurz Erfahrungen – starken Einfluss darauf, welche Gene aktiv werden und welche nicht.


Auf jeden Fall muss ENT-Spannung mehr Priorität in unserer Gesellschaft bekommen. Und ihr könnt (mit diesen Infos) damit bei euch selbst beginnen und diese Priorität erhöhen!


Over and Out. Alles Liebe Kathi :)

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